Regeln


Eine Stadt, die auf nicht-fossile Mobilität setzt, ist zwangsläufig eine Stadt der kurzen Wege. Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Erholung finden in unmittelbarer Nähe statt. Der Autoverkehr lässt sich so auf ein Minimum reduzieren, während Fahrrad- und Fußverkehr gestärkt werden. Das wiederum entschleunigt die Verkehrsströme, die ein großer Stressfaktor für viele Menschen sind. Autofreie Straßenräume ermöglichen zudem eine völlig neue Lebensqualität im urbanen Raum. Der Stadtteil Vauban in Freiburg ist hier beispielgebend.

Mit zunehmendem Wohlstand leisten sich die Menschen auch mehr Wohnraum. Seit den 50er Jahren steigt die Wohnfläche pro Person kontinuierlich. Inzwischen liegt sie bei durchschnittlich 45 m2. Zudem führt der Trend der Individualisierung zu einem größeren Wohnflächenverbrauch, weil immer mehr allein wohnen. Das Prinzip der Sparsamkeit bezieht sich in der ZERO CITY allerdings auch auf den Flächenverbrauch. Die Lösung sind flexible Wohnkonzepte mit gemeinsam genutzten Gemeinschaftsräumen. Der individuelle Rückzugsraum darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, denn nicht immer wollen alle kommunizieren. Offen ist die Frage, wem der Wohnraum gehört. Gibt es noch private Eigentümer oder werden die Häuser dem Markt entzogen und kollektiv verwaltet?

Die Debatte über eine Grundsicherung bleibt zwiegespalten: Einerseits ermöglicht die Grundfinanzierung ein soziales
Sicherungssystem jenseits der Erwerbsarbeit und Abhängigkeit. Wenn es gut ausgestaltet ist, kann das zudem die Einkommens-ungleichheit reduzieren. Andererseits wird damit die Notwendig-keit von Erwerbsarbeit ausgeblendet, denn je mehr Bürger eine Grundsicherung beziehen würden, ohne zu arbeiten, umso mehr müssten dies andere tun. Oder die Grundsicherung wäre so gering, dass ergänzend Lohnarbeit verrichtet werden muss. Eine Grundsicherung kann aber den Übergang in eine ZERO CITY begünstigen, weil Menschen auf dieser Basis flexibler sind und sich an verschiedenen anderen Tätigkeiten beteiligen können.

Die freigestellte Zeit, die aus einer 20-Stunden-Woche hervorgeht, sollte wiederum für gemeinnützige Arbeit im lokalen Um-feld genutzt werden. Die Frage, welche Tätigkeiten unter ge-
meinnützige Arbeit fallen und welche unter Erwerbsarbeit, ist noch offen. Primär sind es jedoch sorgende und versorgende
Tätigkeiten, die einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaft-lichen Zusammenhalt leisten und soziale Kompetenzen stärken. Und wenn nun Jeder – egal ob Mann oder Frau – einer gemeinnützigen Arbeit nachgeht, wären diese Tätigkeiten auch nicht mehr „weiblich“ konnotiert.

Während die einen keine Arbeit finden, arbeiten andere bis zur vollen Erschöpfung. Weniger Arbeiten wäre daher nicht nur ein wirksames Mittel gegen Arbeitslosigkeit, sondern würde den Arbeitsmarkt generell freundlicher gestalten. Vertreter der Postwachstumsökonomie halten eine 20-Stunden-Woche für durchaus realistisch. Dreh- und Angelpunkt ihrer Argumentation ist die Verlängerung der Nutzungsdauer von Gütern: Halten Güter doppelt so lang, muss nur noch die Hälfte produziert werden. Folglich brauchen wir weniger Geld für Neuanschaffungen und können weniger arbeiten. Die verfügbare Zeit kann wiederum genutzt werden, um in Eigenleistung Dinge zu organisieren, die vorher finanziert werden mussten. Offen bleibt die Frage, welche Wirtschaftsform in der ZERO CITY zum Tragen kommt.

„Nutzen statt Besitzen“ ist der neue Trend, der weltweit Einzug hält, vor allem unter jungen Großstadtbewohnern. Das zeigt sich besonders durch die Zunahme von Angeboten wie Carsharing. Aber auch das Teilen und Tauschen von so unterschiedlichen
Dingen wie Wohnungen, Gärten, Werkzeugen oder Kleidern wird
immer beliebter. Das „Time Magazin“ hat diese neue Konsumform zu einer der zehn großen Ideen erkoren, die die Welt verändern.
Denn dieser Umgang mit Gütern schafft eine Win-Win-Situation für alle: Die Umwelt profitiert, die Qualität der Güter steigt und es stärkt die sozialen Beziehungen. Die „Shareconomy“ war nicht zuletzt Leitthema der weltgrößten Computermesse CeBIT. Die Frage ist nur, was alles sind wir bereit zu teilen? Und muss es nicht doch noch einen Rest Privateigentum geben?

Urbane Landwirtschaft ist in aller Munde. Die Gründe für die Ausweitung des Nahrungsmittelanbaus in den Städten sind vielfältig: der Anspruch auf einen nachhaltigen und gesunden Lebensstil, die Notwendigkeit aufgrund wirtschaftlicher Krisen oder das Ziel einer nachhaltigen Stadtplanung, die Transport-wege vermeiden und den lokalen Kreislauf aktivieren will. Für die Versorgung einer ganzen Großstadt reichen Brachflächen, Parks, Dächer und Balkone flächenmäßig allerdings nicht. Eine Lösung könnten Pflanzenfabriken sein, wie sie derzeit in Japan getestet werden. In diesen Anlagen wird das Gemüse in bis zu 20 Etagen in einer Nährlösung gezogen.

„Energieautark“ heißt die Vision, von der sich immer mehr Gemeinden aber auch Städte begeistern lassen. Dahinter steckt die Idee, dass Strom, Wärme und Gas möglichst innerhalb der Ortsgrenzen produziert werden. Gelingen soll das durch einen Mix aus Wind, Sonne und Biomasse sowie neue Speichertechnologien und intelligente Geräte. Erste Ansätze gibt es bereits, auch in Hamburg: Die Internationale Bauausstellung hat ein Konzept vorgelegt, wie die Elbinseln energieautark werden können. Um auch den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren, kann es zudem ein Anreizsystem geben. Wer mehr Energie erzeugt als er verbraucht, erhält beispielsweise ein ÖPNV-Jahresticket.

Das Cradle-to-Cradle-Prinzip wird bereits heute in der Debatte um die nachhaltige Stadt viel diskutiert. Produkte, die nach diesem Prinzip funktionieren, sind komplett wiederverwertbar. Alle Materialien werden dabei in zwei Gruppen unterteilt:
Erstens – Dinge, die verrotten und zu Kompost werden.
Zweitens – Dinge, die nicht verrotten und die heute noch überwiegend in den Müllverbrennungsanlagen landen, sollen zu 100 % wieder in neue Produkte überführt werden. Zudem muss sich unser Konsumdenken ver-ändern: Gekauft wird nicht das Produkt, sondern die Leistung. Wir kaufen keine Kaffeemaschine, sondern die Leistung des Kaffeekochens. Die Maschine bleibt Eigentum des Händlers.
Dieser Kreislauf funktioniert, weil auf jedes Gerät ein Pfand be-zahlt wird, den man nach Rückgabe wiedererhält.

Steigende Energiekosten für Transport und Logistik werden dazu führen, dass es wieder attraktiv erscheint, die Produktion zurück in die Stadt zu holen. Unter dem Begriff „Urbane Wertschöpfung“ werden vor allem kleine dezentrale Produktionseinheiten gefasst, die für den lokalen Markt produzieren. Ein Beispiel für zeitgemäße und flexible Produktion in den Städten sind FabLabs. Das sind öffentlich zugängliche Fabrikationslabore, zu deren Inventar üblicherweise 3D-Drucker, Laser-Cutter, CNC-Maschinen oder Fräsen gehören. FabLabs ermöglichen es grundsätzlich jedem, zum Produzenten zu werden. Der Kompetenz, kraft eigener Fertig-keiten Grundbedürfnisse zu befriedigen, kommt in der ZERO CITY ein hoher Stellenwert zu.